Bei allen, die Eminems Können oder seine Ehrlichkeit angezweifelt haben, werden diese Zweifel schon bei dem ersten Track von The Eminem Show in alle Winde zerstreut. "White America" lebt von seinem flotten Flow und einem krachenden Rhythmus-Track (für die Produktion der Platte war schließlich der langjährige Mentor und Partner Dr. Dre verantwortlich), und wir erleben, wie Eminem wild auf all die Hände einschlägt, die ihn doch eigentlich ernähren, wie er auf seine Kritiker einprügelt, ebenso auf die Industrie und auf den Rassismus, der in mancherlei Hinsicht Marshall Mathers mehr auf die Beine geholfen hat als sonst irgendeinem Rapper.
"Lets Do The Math" ("Wollen wir doch mal nachrechnen..."), spottet Eminem, "If I was black I would have sold half / I could be one of your kids / little Eric looks just like this" ("Wenn ich schwarz wäre, hätte ich nur die Hälfte verkauft / Ich könnte eines von euren Kids sein, der kleine Eric sieht doch ganz danach aus") Nach dem spektakulären Auftritt bei The Marshall Mathers LP und Eminems gezieltem Einsatz von sexuellen Ausdrücken riecht diese Art von Material noch mehr nach Kontroversen, denn es klingt tatsächlich wie die Wahrheit. Angefangen von einer brutalen Antwort an seine ihm längst fremd gewordene und verwirrte Mutter ("Cleaning Out My Closets") bis hin zu einer überraschend zarten Ode an sein Kind ("Hailies Song") nimmt Eminem alles kritisch unter die Lupe: sein Leben, seine Liebschaften, seine Festnahmen, seine Sucht, sein Versagen und seine Erfolge. Er tut all dies mit einer verblüffenden, selbstkritischen Einsicht, so dass diese von Funk geprägte HipHop-Beichte wirklich der Rede wert ist.